Sie kennen das: Sie stehen vor einer Gruppe von Menschen und sollen sprechen und kein Ton kommt raus? Stumm und starr vor Schreck stehen Sie da, kalter Schweiß läuft Ihnen über die Stirn, der Text ist weg und Sie wollen nur noch raus hier? Mit meinen acht Tipps können Sie Lampenfieber wirksam überwinden.

 

Die Angst, vor Menschen zu sprechen, ist eine der stärksten Ängste überhaupt. Doch Reden halten zu können, zu präsentieren und sprechend zu überzeugen – das zählt immer mehr zu den Schlüsselqualifikationen für eine Karriere. Dazu kommt, dass wir auch durch Videos und Videokonferenzen immer häufiger medial versiert sein müssen.

Lampenfieber – das ist die Anspannung, die Nervosität und der Stress, den wir empfinden, wenn wir vor einem öffentlichen Auftritt stehen. Sorgen macht uns vor allem, dass wir eine gute Leistung abliefern wollen, aber gleichzeitig von anderen beurteilt werden.

Und deshalb reagiert so mancher Speaker – je nach Typ – z.B. mit Herzklopfen, Erröten, Atemnot, Zittern, Anspannung, Reizbarkeit, körperlicher und emotionaler Beklemmung, Konzentrationsmangel oder auch Vergesslichkeit. Das kann bis zum Black-out führen.

Im Prinzip ist Lampenfieber eigentlich eine positive Sache, denn es hat sich im Laufe der Evolution entwickelt als natürliche Reaktion, die uns bei gefährlichen Situationen das Überleben sichert. Denn indem die Nebennieren das Blut mit Adrenalin und Noradrenalin anreichern, bereiten sie den Organismus auf Flucht oder Kampf vor. Sie wissen schon: Die Sache mit dem Säbelzahntiger!

Tipp 1: Lampenfieber ist eine Chance

Der Säbelzahntiger der Führungskräfte von heute ist der Vortrag oder eine Präsentation. Flucht oder Kampf sind hier natürlich keine Option. Die Hormone aber können uns dabei helfen, eine bessere Leistung zu erbringen: Mehr Adrenalin oder eine bessere Durchblutung von Gehirn und Muskeln machen uns wacher, konzentrierter, reaktionsbereiter und aktivieren unsere mentale Leistungsbereitschaft.

Es gibt ein paar Tricks, dieses negative Gefühl des Lampenfiebers erst einmal als „Lampenangst“ wahrzunehmen, um dann „Lampenfreude“ zu entwickeln, die uns als Speaker so richtig energiegeladen und wirkungsvoll rüberkommen lässt. Wie das geht, beschreibe ich in meinem Buch „Mit Stimme zum Erfolg“.

Wichtig ist, dass Sie ein bisschen Soulsearching betreiben: Was ist bisher gut gelaufen? Wo sind meine Stärken? Positive Erinnerungen an Auftritte? Welche Formate haben für mich gut funktioniert? Mit diesen Gefühlen gelangen Sie Schritt für Schritt zur Lampenfreude.

Tipp 2: Trainieren Sie Ihre Stimme!

Übung macht den Meister. Das gilt auch bei der Stimme. In professionellen Stimmtrainings schule ich seit vielen Jahren Führungskräfte und Redner für den Einsatz Ihrer Stimme in unterschiedlichen Situationen. Und ich kenne die Vorher-Nachher-Vergleiche und dadurch die enormen Effekte, die so ein Stimmtraining bewirkt! Durch das Feedback der Gruppe und durch  praxisnahe und sofort anwendbare Übungen lernen Sie Schritt für Schritt, wie Sie Ihr wichtiges Instrument Stimme erfolgreich einsetzen können.

Bisher haben mir die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichtet, dass sie nicht nur wirksamer ihre Inhalte vermitteln konnten, sondern dass sie durch das Training auch mit deutlich mehr Selbstvertrauen auf dem Podium standen und das Lampenfieber auf diese Weise von Mal zu Mal abnahm.

Tipp 3: Wärmen Sie Ihre Stimme auf

Vor jedem Auftritt sollten Sie die Gelegenheit nutzen – vielleicht im Auto, in der Garderobe oder einem Nebenraum – um ein paar Übungen für Ihre Stimme – Ihre wichtigste Visitenkarte – zu machen. Wenn Sie nirgendwo alleine sein können: Dehnen und lockern Sie sich körperlich, gähnen Sie tief und summen Sie zumindest ein bisschen, das hilft. Atmen Sie tief durch.

Bei Anspannung hilft Entspannung: Spannen Sie so fest wie möglich alle! Muskeln in Ihrem Körper an, während Sie ausatmen und lösen Sie sie, während Ihr Atem einfällt. Wiederholen Sie das zwei bis drei Mal.

So manchem hilft ein Ritual vor dem Auftritt oder eine Entspannungsübung oder einfach nur, Musik zu hören. Manche üben sich in Power-Posing, vielen Menschen nützt meine vorbereitende Übung mit den Engelsflügeln. Probieren Sie aus, was Ihnen gut tut!

Tipp 4: Bereiten Sie sich vor!

Auch hierbei geht es um das gute Gefühl vor dem Auftritt: Überlegen Sie, was Sie vor Ort alles brauchen: Strom, Laptop, Laserpointer, Rednerpult, Dinge, die Sie zeigen wollen, Ihre Vortragsnotizen, Visitenkarte, Brille, ein Stift und etwas zu trinken?

Wer sitzt alles im Publikum? Welche Fragen könnten kommen? Üben Sie Ihre Rede laut, messen Sie, wie lange sie dauert. Wenn es irgendwie möglich ist, testen Sie vorher die Akustik im Raum. Visualisieren Sie den erfolgreichen Verlauf Ihres Auftritts.

Gute Vorbereitung verschafft Ihnen ein Gefühl der Sicherheit, das Lampenfieber kleiner werden lässt.

Tipp 5: Mut tut gut!

Nehmen Sie alle Gelegenheiten wahr, um vor Menschen sprechen zu können. Face your fears – das ist das Prinzip dieser Strategie. Wenn Sie oft genug üben, werden Sie das Ereignis „Vortrag halten“ oder „Präsentieren“ mit immer positiveren Erlebnissen verbinden. Das Vertrauen, das Sie gewinnen, wird Ihnen beim nächsten Auftritt helfen.

Und versuchen Sie, Ihr Publikum nicht zu fürchten! Stellen Sie sich die Situation als Dialog mit einzelnen, wohlwollenden Menschen im Publikum vor. Oder denken Sie sich, ein Ihnen vertrauter, geliebter Mensch würde im Publikum sitzen und Sie erzählen Ihre Geschichten nur für ihn – auch wenn Sie natürlich mit möglichst vielen Blickkontakt haben!

Zeigen Sie sich von Ihrer menschlichen Seite und lassen Sie – wo immer es angebracht ist – die Menschen an Ihren Gefühlen teilhaben!

Und haben Sie den Mut, Fehler zu machen! Es ist noch kein perfekter Redner vom Himmel gefallen und alle haben mal „klein“ angefangen. Nur wenn Sie Fehler machen, können Sie sich weiterentwickeln! Perfektion schafft Aggression – bei Ihnen und den Zuhörern. Perfektion schafft oft auch Langeweile, deshalb entwickeln Sie bitte Mut zur Leidenschaft für Ihr Thema!

Tipp 6: Machen Sie sich schön!

Was Ihr Aussehen mit Ihrer Stimme und Lampenfieber zu tun hat? Sehr viel! Wenn Sie sich in Ihrer Kleidung gut fühlen, nichts zwickt, einengt oder verrutscht, können Sie mit dem sicheren Gefühl, ein Super-Outfit zu tragen auf die Bühne gehen und vieles fällt leichter.

Vielleicht entwickeln Sie mit einem guten Styling Coach ein Farb- und Stylingkonzept und gehen zusammen einkaufen. Dann haben Sie immer ein Set von Outfits für unterschiedlichste Präsentations-, Bühnen- und Sprechanlässe griffbereit: Vom Key-Note-Kostüm bis hin zur Sieger-Krawatte!

Tipp 7: In der Kürze liegt die Würze

Lieber eine knackige 10-Minuten-Ansprache als ein langweiliger einstündiger Vortrag! Fassen Sie sich kurz, bereiten Sie die Inhalte in mundgerechte Häppchen auf. Investieren Sie eine gute Vorbereitung in den Anfang und das Ende Ihrer Rede. Berichten Sie von Beispielen, von der Praxis und erzählen Sie Anekdoten und Geschichten, die die Menschen mit auf eine Reise nehmen.

Tipp 8: Heute schon gelacht?

Und wenn Sie Ihre Ansprache dann noch mit ein wenig Humor würzen, dann hat Ihr Publikum mehr davon – und Sie auch. Und dann wird aus Lampenfieber Lampenfreude – garantiert!

 

Welche Erfahrungen haben Sie mit Lampenfieber gemacht? Teilen Sie Ihr Erlebnisse gerne im Kommentarfeld unten!