Für die Macht der Stimme interessieren sich immer mehr Frauen. Und damit wir Frauen über das Thema Macht nachdenken, hat die blitzgescheite, herzenswarme Frau und Philosophin Rebekka Reinhard ein Buch geschrieben. Ich habe mich mit der Autorin über „Female Empowerment“ und den Mut zur Macht unterhalten.

Rebekka Reinhard ist Münchnerin und einerseits als Keynote-Sprecherin und philosophische Beraterin für Unternehmen tätig und andererseits ist sie Autorin zahlreicher Bestseller über Schönheit, Ethik und die Stärkung von Frauen.

Auch in ihrem neuen Buch „Kleine Philosophie der Macht – nur für Frauen“ wird sie dem eigenen Anspruch gerecht, mit Hilfe der Philosophie alltagstaugliche Strategien für ein erfülltes Leben zu entdecken. Das ist kein klassischer Ratgeber, sondern ein kluges, fundiertes und durchaus unterhaltsames Buch, das einen ermutigt, eigene Muster der unnötigen Selbstoptimierungen, den Hang zum Perfektionismus zu durchschauen. Und „Macht“ im Sinne der eigenen Ermächtigung als positive Voraussetzung zu Veränderung und Kreativität zu begreifen.

Liebe Rebekka, Du hast ein Buch für Frauen über Macht geschrieben. Brauchen wir Macht?

Rebekka Reinhard: „Unbedingt – nicht Macht im Sinne von Manipulation und Unterdrückung, sondern in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes: Wirkmacht, Gestaltungsmacht. Die Macht, nicht nur anderen, sondern auch uns selbst ein glückliches, gelungenes Leben zu bescheren.“

Wie üben Frauen traditionell Macht aus?

Rebekka Reinhard: „Die weibliche Potenz beginnt mit unserer Gebärfähigkeit bis hin zu unserem Vermögen, Sorge für andere zu tragen. Beziehungen stiften und erhalten, das können Frauen besonders gut, aber sie können ihre soziale Kompetenz auch nutzen, um zu herrschen – denken wir an Merkels und Clintons Vorgängerinnen Maria Theresia und Katherina die Große.“

In meinen Stimmtrainings beobachte ich oft Frauen, die zu leise sprechen, zu zaghaft auftreten. Trauen sich Frauen überhaupt Macht zu?

Rebekka Reinhard: „Meiner Erfahrung nach viel zu wenig! Das liegt daran, dass Frauen auch im Jahr 2016 bei ‚Macht‘ eher an Putin denken als an sich selbst. Sie haben einen tendenziell negativen Machtbegriff. Das wollte ich mit meinem Buch ändern“

In Deinem Buch rätst Du dazu, dass sich Frauen aus der „selbstverschuldeten Unmündigkeit“ befreien sollen. Wie sieht der Weg dahin aus?

Rebekka Reinhard: „Hirn und Herz einschalten, selber denken und fühlen! Aufhören, sich permanent mit anderen Frauen zu vergleichen und sich fragen: ‚Wofür lebe ich? Wofür bin ich bereit zu kämpfen?’“

Was muss sich Deiner Meinung nach ändern?

Rebekka Reinhard: „Wir sollten mehr als bisher versuchen, einander in unseren Zielen und Wünschen unterstützen und fördern. Und uns auch mal ein bisschen locker machen. Wir sind in unserem Kulturkreis extrem privilegiert, was weibliche Macht und Selbstermächtigung betrifft. Und doch neigen wir zu oft dazu, andere – und uns selbst! – in bestimmte Schubladen zu stecken: die Jungen, die Alten, die Dünnen, die Dicken, die Frauen, die Männer. Wir sollten uns einfach mehr trauen, wir selbst zu sein.“

Welche Machtmittel legst Du den Frauen ans Herz?

Rebekka Reinhard: „Besonders wichtig ist mir die Befreiung aus der Grübelfalle. Wir Frauen neigen dazu, permanent alles zu durchdenken und zu bezweifeln und treiben uns damit in die Ohnmacht. Daher ist meine Botschaft: Legt den selbstverordneten Maulkorb ab. Lernt, gut zu argumentieren, erkennt die Macht der klugen Worte. Mit der Art und Weise, wie man spricht, kann man die Welt verändern. Dazu gehören Logik, Rhetorik – und Stimme!“

Gibt es DEN Weg zu Macht?

Rebekka Reinhard: „Es gibt so viele Wege, wie es Frauen gibt. Ich rate allen, die ihre Macht neu oder wieder entdecken wollen, einen Blick zurück in die Geschichte. Es gab quer durch alle Jahrhunderte so viele mutige und mächtige Frauen, Philosophinnen, Künstlerinnen, Mathematikerinnen, die uns heute mehr denn je als Vorbilder dienen sollten. Ich stelle in meinem Buch etliche dieser Frauen vor.“

Welcher Philosoph hat Dich zu diesem Buch inspiriert?

Rebekka Reinhard: „Das waren viele Denker, von Hannah Arendt zu Hegel, von Machiavelli zu Kant.“

Sollen Männer das Buch auch lesen?

Rebekka Reinhard: „Ich bitte darum!“

Vielen Dank, liebe Rebekka, für das Gespräch!