Gerade absolvieren wir noch Online-Meetings am laufenden Band mit viel Routine. Doch nun stehen die ersten persönlichen Treffen an und damit die Frage: Kann ich überhaupt noch professionell vor meinem Team, den Kunden oder dem Vorstand präsentieren oder eine Rede halten? Wie Sie sich in Zeiten des „Reentry Blues“ und „FOGO“ (Fear Of Going Out) auf das Sprechen vor Publikum im echten Leben vorbereiten können.

Ganz virtuell liefen die meisten Teambesprechungen oder Kundenmeetings im Corona-Jahr ab – und wir hatten uns eingerichtet:

  • Wir fühlten uns zunehmend sicher im Umgang mit der Technik und der neuen Art der Kommunikation.
  • Mikrofon, Kamera, Licht: Check!
  • Wir genossen die Vorteile: Keine Zeit- und Energie-raubende An- und Abreise mehr, daher hatten wir mehr Zeit für die Vorbereitung.

Es blieben die Herausforderungen mit kleinen Kindern, die auch mal reinschauen wollten, weinenden Babys oder bellenden Hunden, wenn der Paketbote vor der Türe stand. Und manchmal fehlten wahlweise die Bandbreite – oder der Ton.

Aber ja, wir hatten uns arrangiert mit den 23 x 27 cm, auf denen sich mal drei, mal 20 und manchmal 300 Personen versammelten. Sorgfältig arrangiert in bunten Rechtecken, jeder vor seiner Bücherwand oder einem virtuellen Hintergrund. Geduldig sagten wir: „Du musst das Mikro anschalten, sonst hören wir Dich nicht!“ Manchmal vergaßen wir diesen kleinen Klick auch selbst.

Wir lernten, beim Sprechen vor Publikum in die Kamera zu schauen. Wir gewöhnten uns an das virtuelle Meeting – so mancher am Bügelbrett oder Küchentisch. Doch jetzt? Im Terminkalender tauchen plötzlich analoge Treffen auf! Wo war nochmal die Laptop-Tasche? Sind die Batterien im Presenter noch gut? Und dann die bange Frage:

Live präsentieren, kann ich das überhaupt noch?

Waren die 621 qcm des Bildschirms noch überschaubar, stehen wir plötzlich wieder in dreidimensionalen Räumen, bei der Betriebsversammlung, im Boardroom oder im Interview mit der Presse. Mit Menschen, die wir nicht „muten“ können, wenn sie Störgeräusche machen oder tuscheln. Plötzlich bekommen wir viel mehr mit:

  • Kollege Hansen und Kollege Maier unterhalten sich nicht mehr bei ausgeschalteter Kamera über den Chat miteinander. Nein, jetzt sieht man, dass die beiden während der Präsentation leise reden.
  • Bislang hatte Kollegin Huber sich während der Präsentation einfach unbemerkt mit ihren E-Mails beschäftigt. Jetzt sieht man sie am Laptop tippen und es ist offensichtlich, dass sie mit ihrer Aufmerksamkeit ganz woanders ist.
  • Nun müssen wir mit unserer Stimme wieder den Raum ausfüllen, mal leise, mal laut und ganz pointiert reden, um unser Publikum mitzunehmen und zu begeistern.
  • Plötzlich gibt es einen Raum vor mir, hinter mir, rechts und links von mir und ich kann ihn mit meiner Körpersprache wieder nutzen. Bei all den Teams-Sitzungen hätte das „Raumausfüllen“ vielleicht hektisch oder übertrieben gewirkt. Die meisten Zuhörenden waren nur schon froh, wenn die Sprechenden erkannt hatten, wo genau sich ihre Kamera befand und zumindest abschnittsweise ein halber Blickkontakt möglich war.…
  • Da jetzt die eigenen Folien nicht mehr den Blick auf alle Zuhörenden verdecken, bekommen wir es mit, wenn wir die Aufmerksamkeit unseres Publikums verlieren.
  • Und ja, unsere Fähigkeit, sich zu konzentrieren, hat sich in Corona-Zeiten nicht verbessert: Die emotionale Überforderung führte in vielen Fällen zu sinkender Motivation und Konzentrationsfähigkeit. Sie müssen sich vielleicht selbst wieder auf längeres Vortragen und „konzentriert-bleiben“ vorbereiten – vor einem Publikum, das möglicherweise schneller abdriftet, wenn Sie die Spannung in Ihrem Vortrag nicht halten.

Live präsentieren analog Sprechen vor Publikum Stimme

Wie begrüßen wir uns: Ellenbogencheck oder Namaste-Hände?

Nicht nur unser Vortragen und der wirkungsvolle Einsatz unserer Stimme im Raum beschäftigen uns. Auch der neue Umgang miteinander wird anders sein als zuvor:

  • Kein Händeschütteln.
  • Kein Umarmen.
  • Vielleicht begegnen wir uns mit Maske.
  • Und es sollten 1,50 Meter zwischen uns sein.

Das fühlt sich immer noch seltsam an, nicht wahr? Ich rate meinen Kundinnen und Kunden, sich deshalb auf neue Rituale der Begegnung einzustellen:

  • Welche virenfreien Begrüßungsrituale erscheinen Ihnen passend?
  • Wollen Sie sich im Vorfeld mit den anderen dazu besprechen?
  • Was wünschen Sie sich, um Ihren Mitmenschen wertschätzend zu begegnen?

Wie kann man sich auf das Sprechen vor Publikum vorbereiten?

Reentry Blues oder FOGO (Fear Of Going Out) ist das neue Phänomen dieser Tage. Immer wieder höre ich, wie herausfordernd sich Begegnungen in diesen Tagen noch gestalten, haben wir doch alle unterschiedliche Hintergründe:

  • Die einen sind ganz entspannt und gelassen, vielleicht weil sie geimpft sind, bereits Corona hatten oder das Ganze nicht so eng sehen.
  • Andere sind ängstlich und fürchten sich – vielleicht durch gesundheitliche oder familiäre Belastungen – vor zu engem Kontakt und dem Zusammensein in einer Gruppe.
  • Parkettsicherheit ade: Viele sind unsicher, weil sich neue Umgangsformen noch nicht eingespielt haben und auf den ersten Blick ja nicht erkennbar ist, welche Einstellung mein Gegenüber in Bezug auf Distanz und Meetings in geschlossenen Räumen haben wird.

Ich empfehle Ihnen, sich gründlich auf die Kommunikation und das Sprechen vor Publikum im richtigen Leben in den kommenden Monaten vorzubereiten:

Ich persönlich freue mich sehr darauf, mich wieder mit Menschen treffen zu können. Und auch, dass ich wieder als Schauspielerin arbeiten kann, ist ein großer Hoffnungsschimmer für mich. Ich wünsche Ihnen für den Start in die neue Meeting-Welt gutes Gelingen und gute Gesundheit!