Frauen sind genauso gut wie ihre männlichen Kollegen. Oft sogar haben sie die bessere Ausbildung, mehr Erfahrung und Kompetenz – trotzdem werden Männer öfter befördert, besser bezahlt, bevorzugt behandelt. Warum? Über Stimme Status Rituale habe ich mit Coach, Trainerin und Autorin Silke Foth gesprochen.

Silke Foth ist eine besondere Frau: Sie bewegt sich nicht nur seit vielen Jahren in der Managementberatung und im Coaching von Führungskräften. Sie untersucht auch ritualisierte Kommunikationsformen im Geschäftsleben. Die studierte Psychologin hat aus ihren Befunden einen klugen Ratgeber für Frauen entwickelt, den ich Ihnen hier bereits vorgestellt habe. Ich habe mich mit ihr darüber unterhalten, was Frauen tun können, um ihre Kompetenzen in Zukunft leichter in Erfolg umwandeln zu können:

Nicola Tiggeler: Warum haben Frauen oft das Nachsehen, wenn es um die Besetzungsrunden für Führungspositionen und Vorstandsposten geht?

Silke Foth: „Über den Erfolg im Business entscheiden nicht nur Erfahrung und Kompetenz, sondern vor allem die berüchtigten Business-Rituale. Frauen brauchen dringend mehr Know-how über Männerrituale der Macht-und Statussicherung. Denn diese Regeln gelten für Frauen gar nicht, die gelten nur für Männer.

Dazu kommt die Art und Weise, wie Frauen ihre fachliche Kompetenz rüberbringen oder: an den Mann bringen. In belastenden Situationen sprechen viele Frauen oft zu hoch, zu schnell oder zu leise. Und oft wird die männliche, d.h. die tiefere Stimme mit Kompetenz gleichgesetzt. Über Erfolg im Business entscheiden das positive Zusammenspiel von Ausstrahlung, Körpersprache und Stimme. Und da empfinden viele Frauen eine Diskrepanz zwischen ihrer fachlichen Kompetenz und ihrem Kommunikationspotenzial.“

Nicola Tiggeler: Viele Frauen sagen: „Als Frau muss man doppelt so viel leisten, um die Hälfte der Anerkennung zu bekommen“ und „In Meetings wird ‚frau‘ nicht gehört und andere verkaufen lautstark die Idee der Frau als ihre!“. Wie siehst Du das?

Silke Foth: „Ein tragischer Irrtum! Als Frau muss man die Status-Spiele erkennen und mit angemessenen körpersprachlichen und akustischen Musterunterbrechungen stimmig und souverän reagieren.

Das Ritual sagt, wer dazu gehört und wer nicht. Rituale regeln die Rangordnung, Beziehungsqualität und den Ausgleich zwischen Geben und Nehmen. Frauen müssen die Business-Rituale der Männer durchschauen, um den verdienten Aufstieg und die Anerkennung zu erhalten. Anerkennung ist eine Hol-Schuld!“

Nicola Tiggeler: Warum sind zahlenmäßig immer noch so wenige Frauen in den Führungsetagen angekommen?

Silke Foth: „Das liegt an den Mentalitätsmustern der Männer. In einer Untersuchung von Dr. Carsten Wippermann zeigten sich drei Mentalitätsmuster bei Männern, die im Zusammenspiel die gläserne Decke für Frauen zementiert:

Da sind zum einen konservativ eingestellte Männer, die Frauen in Führungspositionen ablehnen, weil diese ihre eingespielten Zirkel und Netzwerke stören. Auch bräuchten ihrer Meinung nach Führungskräfte einen stabilen familiären Background, den berufstätige Frauen eben nicht haben könnten. Zudem sehen sie Frauen als ‚fleissige Arbeitsbienen‘, die nicht gut delegieren können und alles selbst machen wollen. Damit seien sie nicht geeignet für Führungspositionen.

In der zweiten Gruppe sind Männer, die eine aufgeschlossene Haltung gegenüber Frauen in Führungspositionen zeigen – im mittleren Management. In ihren Augen aber gelten im Top-Management andere Regeln, hier sei vor allem Härte gefragt und das sei keine weibliche Kompetenz und gelte bei einer Frau als unpassend und unweiblich.

Und dann hat Dr. Carsten Wippermann eine dritte Gruppe von Männern mit einer individualistischen Grundhaltung identifiziert, die überzeugt sind, dass es allein auf die Persönlichkeit, die fachliche Qualifikation und die Kontinuität der Karriere ankomme und nicht das Geschlecht des Bewerbers. Diese Männer aber monieren, dass es zu wenig Frauen gebe, die sich für Führungspositionen bewerben. Durch die Familienphase fehle ihnen die notwendige berufliche Kontinuität. Zudem wirkten Frauen, die eine Männerrolle ‚spielen‘, nicht authentisch und damit nicht erfolgreich.

Aus diesen drei Mentalitätsmustern ergibt sich eine stabile Schließfunktion, denn eine der drei Denkweisen greift immer. Und wenn es die nicht sind, so werden die Ängste der Männer vor den kompetenten Frauen, die ihre Inkompetenzen vielleicht ans Licht bringen könnten, immer wieder neue Kriterien entwickeln.

Ich merke im Coaching mit Führungsfrauen immer wieder, dass Frauen, die diese Ablehnung erfahren, keinen Weg nach oben mehr sehen und es persönlich nehmen. Sie haben das Gefühl ‚Ich bin nicht gut genug!‘ In meinem Coaching geht es immer wieder darum, den Frauen zu zeigen, wie sie den Männern das widerspiegeln können. Wir müssen den Männern die Verantwortung zurückgeben!“

Nicola Tiggeler: Wie können wir einen weiblichen Weg des Erfolgs finden?

Silke Foth: „Wir müssen Netzwerke aufbauen, in denen sich Frauen gegenseitig dabei unterstützen, auf weibliche Art erfolgreich zu sein. Das ist ein großer Hebel. Frauen sind auch immer dann erfolgreich, wenn sie strategische Allianzen mit Männern eingehen. Und zwar mit denen, die die Kompetenzen der Frauen sehen und anerkennen. Hier geht es um Eins-zu-eins-Formate, in denen Geben, Nehmen und Vertrauen eine wichtige Rolle spielen. Und der dritte Weg: Lernen, dass wir nicht kopieren sollen, sondern dass wir eigene Rituale einführen und andere eliminieren müssen. Bescheidenheit und Perfektionismus stehen uns übrigens dabei im Weg: Tue Gutes und rede darüber – so lautet das Motto!“

Nicola Tiggeler: Wie können wir uns als Frauen mehr Sichtbarkeit verschaffen?

Silke Foth: „Es ist wichtig, dass Frauen die nonverbalen Statusspiele der Männer kennen und wahrnehmen, denn Wahrnehmung schafft Distanz, und die macht uns den Umgang mit dem Thema leichter. Frauen müssen einen weiblichen Ausdruck finden, der authentisch ist, und Neues ausprobieren. Und dazu gehört z.B. auch, wie wir uns anhören. Je mehr eine Frau ihre gesamte Persönlichkeit durch ihre Stimme hindurch hör- und spürbar macht, desto überzeugender ist sie und desto lebendiger, authentischer und glaubwürdiger wirkt und spricht sie. Das ist vor allem in stark ritualisierten Kontexten von großem Nutzen, wie z.B. in Business-Meetings, in denen Frau ein ‚Solitär‘ und Männer in der Überzahl sind. Und das kann man trainieren!“

Liebe Silke Foth, vielen Dank für das Gespräch!

 

Seminarhinweis:

Stimme Status Rituale. Alles für Ihr Charisma!

In dem zweitägigen Seminar von Silke Foth und Nicola Tiggeler lernen Frauen, wie sie

  1. die Status-Spiele erkennen und mit angemessenen körpersprachlichen und akustischen Musterunterbrechungen stimmig und souverän reagieren.
  2. die häufigsten Business-Rituale durchschauen, um den verdienten Aufstieg und die Anerkennung zu erhalten.

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